In ein paar Wochen, am 8. März, wird wieder weltweit auf die Bedeutung von Geschlechtergerechtigkeit und zu überwindende Macht- und Ungleichverhältnisse hingewiesen. Doch wie sieht es eigentlich konkret in der Arbeitswelt aus? Trotz jahrzehntelanger Debatten sind Frauen weiterhin unterrepräsentiert in Führungspositionen, leisten den Großteil der unbezahlten Sorgearbeit und verdienen oft weniger als ihre männlichen Kollegen. Gleichzeitig zeigt sich, dass Betriebe, die auf Mitbestimmung, Teilhabe und Diversität setzen, innovativer, produktiver und nachhaltiger wirtschaften. Wie können Unternehmen Gleichstellung nicht nur als Ziel, sondern als festen Bestandteil ihrer demokratischen Unternehmenskultur verankern?

Gleichstellung im Betrieb: Warum Demokratie in der Arbeitswelt Frauen stärkt
Demokratische Strukturen als Grundlage für Gleichstellung
Mitbestimmung und Gleichstellung gehen Hand in Hand: Wo Beschäftigte echte Partizipation erfahren, wächst die Chance auf faire Arbeitsbedingungen für alle. Das gilt besonders für Frauen und andere marginalisierte Gruppen, die häufig weniger Einfluss auf betriebliche Entscheidungsprozesse haben. Eine Unternehmenskultur, die Geschlechtergerechtigkeit ernst nimmt, setzt beispielsweise auf transparente Gehaltsstrukturen, klare Karrierewege und sorgesensible Arbeitszeitmodelle.
Warum Mitbestimmung für Gleichstellung entscheidend ist
Betriebsrät*innen als Treiber für Geschlechtergerechtigkeit
Betriebliche Mitbestimmung sorgt dafür, dass die Interessen aller Beschäftigten gehört werden. Betriebsrät*innen spielen damit eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung gleichstellungsfördernder Maßnahmen, wie z. B. verbindliche Quoten für Führungspositionen oder diskriminierungssensible Bewerbungsprozesse.
Gleichstellungsfördernde Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen
Tariflich geregelte Arbeitsbedingungen vermindern strukturelle Lohndiskriminierung und schaffen Standards für eine gerechte Bezahlung, die sich idealerweise auch auf andere Betriebe oder Branchen übertragen lassen (Spill-Over-Effekt). Zudem ist es entscheidend, dass viele und nicht nur einige sich eingeladen fühlen, sich z.B. in einem Betriebsrat, einer Mitarbeitendenvertretung oder in Beschäftigtennetzwerken (Employee Resource Groups) oder Arbeitsgruppen einzubringen.
Geschlechtergerechte Führungskultur
Wenn Entscheidungsprozesse kollektiv und vielfaltssensibel gestaltet werden, entstehen Arbeitsumfelder, in denen Frauen und andere marginalisierte Gruppen nicht nur „mitgemeint“, sondern aktiv mitgestalten können. Diese Perspektivenvielfalt wiederrum kann sich positiv auf die Produktivität, die Innovationskraft, die Resilienz sowie die Arbeitgeber*innen-Marke auswirken.

Handlungsempfehlungen: Was Unternehmen und Beschäftigte tun können
- Arbeitgeber*innen können demokratische Strukturen stärken, indem sie Beschäftigte in Entscheidungsprozesse einbinden, Dialogräume öffnen, Lohntransparenz schaffen und gezielte Förderprogramme für Frauen und andere marginalisierte Gruppen implementieren.
- Beschäftigte und Interessenvertretungen können sich aktiv für Gleichstellungsmaßnahmen einsetzen, Netzwerke und Betriebsräte von innen heraus stärken und Diskriminierungen, je nach eigenen Ressourcen, sichtbar machen z.B. als Active Bystander statt als schweigende Beobachter*in.
- Politik und Gesellschaft sind darüber hinaus gefordert, gesetzliche Rahmenbedingungen weiterzuentwickeln, um Mitbestimmung und Gleichstellung in der Arbeitswelt auch in Zukunft zu stärken.
Fazit: Demokratie und Gleichstellung gehören zusammen
Echte Geschlechtergerechtigkeit in der Arbeitswelt ist kein Selbstläufer – sie braucht demokratische Strukturen, die Mitbestimmung und Partizipation ermöglichen – heute womöglich mehr denn je. Der Internationale Frauentag (oder auch: Feministischer Kampftag, um auf die explizite Machtkritik und intersektionale Perspektiven zu verweisen, die über binäre Geschlechterrollen hinausreichen) ist immer wieder eine wichtige Erinnerung daran, dass Gleichstellung nicht nur ein Anliegen für einen Tag im Jahr sein sollte, sondern ein grundlegender Bestandteil einer fairen, zukunfts- und vor allem gestaltungsfähigen Arbeitswelt ist. Unternehmen und Organisationen, die das erkennen, investieren nicht nur in die Chancengerechtigkeit für ihre Beschäftigten, sondern auch in ihren wirtschaftlichen Erfolg – jetzt und in Zukunft.
Sie wollen selbst aktiv werden zum Thema Demokratie und Gleichstellung im Betrieb? Melden Sie sich noch bis zum 28.02.25 bei uns, um Teil eines innovativen Modellprojekts zu werden. Mehr Informationen und den Kontakt finden Sie hier: https://www.eaf-berlin.de/was-uns-bewegt/news/artikel/unternehmen-gesucht-fuer-modellvorhaben-demokratie-und-gleichstellung-im-betrieb