Frauen sind in der Kommunalpolitik stark unterrepräsentiert: Der Frauenanteil in kommunalen Vertretungen liegt im Durchschnitt bei etwa 30 Prozent und variiert stark – in ländlichen Regionen ist er häufig niedriger. Die Gründe dafür sind vielfältig: Kommunalpolitisches Engagement kostet Zeit und Geld – beides steht Frauen in der Regel weniger zur Verfügung als Männern. Zugangsbarrieren zeigen sich in schwierigen Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Engagement, Familie und Beruf wie auch in stereotypen Geschlechterrollen. Häufig fehlen ihnen Zugänge zu etablierten (männlichen) Netzwerken. Im schlimmsten Fall führen Stereotype zu Ausgrenzung und Abwertung von Frauen. Zusätzlich wird das Klima in kommunalen Vertretungen und in der Öffentlichkeit rauer und Kommunalpolitikerinnen sind zunehmend mit persönlichen, sexistischen und rassistischen Beleidigungen und Bedrohungen konfrontiert.
Ziel des Projekts Frauen.Vielfalt.Politik. ist es, strukturelle Hürden für die politische Beteiligung von Frauen abzubauen und die Rahmenbedingungen in der Kommunalpolitik inklusiver zu gestalten. Es zeigt, wie politische Teilhabe vielfältiger werden kann und orientiert sich an verschiedenen Lebensrealitäten wie etwa von Frauen mit Migrationsgeschichten, Alleinerziehenden, jungen Frauen und Nichtakademikerinnen. Das Projekt setzt sich unmittelbar für die Stärkung der Demokratie ein. Denn: Diese ist nur so stark wie die Vielfalt der in ihr vertretenen Stimmen.
Die Angebote sollen insbesondere Amts- und Mandatsträger*innen, Gleichstellungsbeauftragte sowie Verwaltungen, Verbände und Parteien vor Ort dabei unterstützen, den Anteil von Frauen in der Kommunalpolitik zu erhöhen. Frauen auf dem Land: Sehr engagiert, aber selten im Amt Kommunalpolitik gestaltet das Leben der Menschen vor Ort unmittelbar. Und die ländliche Entwicklung wird maßgeblich auf kommunaler Ebene gestaltet. Zentrale Entscheidungen betreffen Frauen in ihren Lebensrealitäten maßgeblich. Deshalb legt das Projekt einen besonderen Fokus darauf, Lösungen für die kommunalpolitische Praxis zur Verfügung zu stellen, die auf die Anforderungen ländlicher Regionen zugeschnitten sind.
Ins Handeln kommen: Lösungen für Kommunen, vor Ort umsetzbar
So vielfältig die Gründe der politischen Unterrepräsentanz – so vielseitig sind die Lösungen. Die digitale Wissensplattform www.frauen-vielfalt-politik.de bietet umfassende Informationen zur Beteiligung von Frauen in der Kommunalpolitik, zeigt Zugangsbarrieren auf, informiert über Intersektionalität und Hass & Hetze. Sie enthält praxisnahe und erfolgreiche Beispiele aus Gemeinden, aktuelle Studien sowie Hands-On-Tipps, wie politische Teilhabe vor Ort gefördert werden kann.
Das Projekt Frauen.Vielfalt.Politik. baut auf den Erfahrungen und Erfolgen früherer Initiativen auf – insbesondere auf dem gemeinsamen Projekt Aktionsprogramm Kommune – Frauen in die Politik!, das von der EAF Berlin und dem dlv umgesetzt wurde, und auf dem Helene Weber-Kolleg. Im Aktionsprogramm Kommune wurden 20 ausgewählte Partnerregionen begleitet, um vor Ort konkrete Maßnahmen zur Stärkung der politischen Teilhabe von Frauen zu entwickeln und umzusetzen.
Das Helene Weber-Kolleg war die erste bundesweite, parteiübergreifende Plattform für Kommunalpolitikerinnen und hat ebenfalls unter der Trägerschaft der EAF Berlin wichtige Impulse für eine vielfältigere politische Landschaft gesetzt. Es bot verschiedene Austausch- und Vernetzungsformate und ein Informationsangebot, um Frauen bei ihrem politischen Ein- und Aufstieg zu unterstützen.
Mit Frauen.Vielfalt.Politik. werden diese Ansätze konsequent weiterentwickelt, um strukturelle Barrieren abzubauen und die Rahmenbedingungen für kommunalpolitisches Engagement von Frauen nachhaltig zu verbessern.
Frauen.Vielfalt.Politik. wird von der EAF Berlin in Kooperation mit dem Deutschen LandFrauenverband e. V. (dlv) durchgeführt und zunächst bis 2027 vom Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) gefördert.