Dies hat der Erlanger Stadtrat am 30. April beschlossen. Durch ihr öffentliches Wirken sowie ihr weitreichendes gesellschaftliches und politisches Engagement habe Herzberger-Fofana die Entwicklung Erlangens nachhaltig geprägt und das Wohl der Bürgerschaft in besonderer Weise gefördert, heißt es in der Begründung. Die feierliche Verleihung der Ehrenbürgerwürde ist im Rahmen einer Festsitzung des Stadtrats im Herbst geplant.
Die gebürtige Malierin, die im Senegal aufwuchs und nach dem Studium in Paris, München und Trier in Erlangen als Literaturwissenschaftlerin lehrte und forschte, war von 2005 bis 2019 Mitglied des Erlanger Stadtrats. Dort setzte sie deutliche Akzente insbesondere in den Bereichen Bildung, Soziales, Gesundheit und Jugendhilfe. Auf ihre Initiative gehen unter anderem die 2015 erstmals durchgeführten „Black History Weeks“ zurück. In der UN-Dekade für die Menschen afrikanischer Herkunft machte die Veranstaltungsreihe Geschichte und Gegenwart Schwarzer Menschen in Deutschland sichtbar und trug zur gesellschaftlichen Sensibilisierung bei. Von 2019 bis 2024 vertrat Herzberger-Fofana die Region im Europäischen Parlament. Unter anderem setzte sie sich dort als erste stellvertretende Vorsitzende des Entwicklungsausschusses sowie der Delegation für die Beziehungen zum Panafrikanischen Parlament für globale Gerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung ein.
Dr. Pierrette Herzberger-Fofana war den Angeboten des Helene Weber-Kollegs sehr verbunden. Sie nahm 2014 am Projekt „Demokratie braucht Frauen“ in Tunesien teil und begleitete Frauen aus der tunesischen Stadt Sousse, die für die Kommunalwahl kandidieren wollten. Von 2020 bis 2021 war sie als MdEP Mentorin am Empowerment Programm für Frauen mit Migrationsbiografie „Mein Hintergrund? Ich will in den Vordergrund!“ dabei. 2024 war sie Teil der Delegation von Helene Weber-Preisträgerinnen, die in Istanbul im Rahmen des Projektes der GIZ WoMENA Frauen aus der MENA-Region beim Aufbau eines überparteilichen Frauennetzwerkes beraten hat. Im selben Jahr nahm sie an einem online Austausch mit Weberinnen und hochrangige Vertreterinnen aus Politik und Zivilgesellschaft aus Benin teil.
Überaus vielfältig ist auch Herzberger-Fofanas ehrenamtliches Engagement. Als Mitbegründerin von Forward-Germany, Foundation of Women’s Health Research and Development e. V., engagiert sich Herzberger-Fofana seit Jahrzehnten gegen weibliche Genitalverstümmelung und für die Rechte von Frauen und Mädchen. 2013 sprach sie in dieser Funktion vor den Vereinten Nationen in New York. Herzberger Fofana wurde vielfach ausgezeichnet. Bereits 2009 wurde sie für ihr Engagement gegen Gewalt an Frauen mit dem renommierten Helene Weber-Preis ausgezeichnet. Auch international wurde ihr Engagement gewürdigt: Die Republik Senegal verlieh ihr den nationalen Verdienstorden „Chevalier de l’Ordre National du Mérite du Sénégal“.
Seit 1822 wurde die höchste Auszeichnung der Stadt bislang 53 Männern und zwei Frauen verliehen. Laut Satzung der Stadt dürfen maximal fünf lebende Personen das Ehrenbürgerrecht tragen.
Über den Helene Weber-Preis
Mit dem Helene Weber-Preis – benannt nach einer der vier Mütter des Grundgesetzes – vergab das Bundesfamilien- und Frauenministerium einen Nachwuchspreis für herausragende Leistungen von Frauen in der Kommunalpolitik. Er richtete sich an Frauen, die ein bis maximal zwei Legislaturperioden ehrenamtlich in der Kommunalpolitik engagiert waren. Der Preis wurde aus Anlass des 60. Jahrestags des Grundgesetzes ausgeschrieben und bislang vier Mal – 2009, 2011, 2015. 2020 und 2024 – feierlich von der jeweiligen Bundesfamilienministerin verliehen. Die EAF Berlin verantwortete die Ausschreibung und Organisation des Preises sowie die Betreuung der prämierten Frauen. Die Preisträgerinnen erhielten individuelles Coaching sowie Unterstützung für Aktionen vor Ort.