Befragung zeigt Herausforderungen der Bi+ Community in Berlin

Eine Befragung der EAF Berlin im Auftrag der Fachstelle Bi+ zeigt: Die bi- und pansexuelle Community in Berlin steht vor komplexen Herausforderungen – und braucht mehr Unterstützung, Räume und Angebote.

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Bi+Personen bleiben häufig noch unsichtbar

Bi+ ist ein Überbegriff für Menschen, die mehr als ein Geschlecht begehren und sich beispielsweise als bisexuell, fluid oder panromantisch identifizieren. Laut unterschiedlichen Studien bilden Bi+ Personen die größte queere Gruppe innerhalb der LGBTIQA*-Community – und zugleich eine der unsichtbarsten. Die Ergebnisse zeigen deutlich: Bi+ Menschen erleben spezifische Ausschlüsse und Diskriminierungen und haben vielseitige Bedarfe, die von Politik, Verwaltung und Fachpraxis noch immer vernachlässigt werden. 

Zentrale Ergebnisse

1. Herausforderndes

Das Coming-out gestaltet sich für viele Bi+ Personen auf unterschiedliche Weise herausfordernd und ist oft ein lebenslanger Prozess. Besonders im familiären Umfeld, in Beziehungen – auch in Verbindung mit der Infragestellung normativer Beziehungsformen – sowie im Beruf treten Belastungen auf. Hinzu kommen weit verbreitete Erfahrungen von Diskriminierung, Bi-Erasure und Bi+ Feindlichkeit, selbst innerhalb der queeren Community. Viele Bi+ Personen kämpfen zudem mit Unsichtbarkeit und verinnerlichter bi+ feindlicher Stereotype, die sich negativ auf ihre mentale Gesundheit auswirken. Spezifische Ausgrenzungserfahrungen betreffen darüber hinaus insbesondere Bi+ Personen of Color, trans*, inter* und nicht-binäre (TIN*) Personen sowie neurodivergente Menschen oder Bi+ Personen mit chronischen Erkrankungen.

2. Bestärkendes

Viele Befragte erleben ihr Bi+-Sein als befreiend und empowernd. Die Zugehörigkeit zur Bi+/queeren Community wird dabei als stärkend empfunden und geht oft mit mehr Pride, Authentizität und Selbstbestätigung einher. Für viele bedeutet die Bi+ Identität zugleich ein Aufbrechen von Normen und Rollenbildern. Nicht selten leben Bi+ Personen alternative Beziehungsmodelle, die über heteronormative Vor-stellungen hinausgehen.

3. Bedarfe & Unterstützungsstrategien

Eine wichtige Ressource für viele Bi+ Personen ist der informelle Austausch mit Partner*innen, Freund*innen und Peer-Gruppen. Bestehende Community-Treffen werden gern genutzt, sind jedoch oft nicht ausreichend bekannt. Auch Therapie- und Beratungsangebote spielen eine zentrale Rolle bei der Bewältigung von Diskriminierungserfahrungen und Unsicherheit. Diese können jedoch gleichzeitig Diskriminierung und Stereotype reproduzieren – deshalb sind mehr bi+-sensibel und intersektional ausgerichtete Therapie- und Beratungsangebote dringend nötig.

Bücher, Podcasts und Social Media dienen vielen als zentrale Informationsquellen zu Bi+ Themen und stärken das Gefühl von Zugehörigkeit. Besonders deutlich wird zudem der Bedarf an weiteren sicheren Räumen für Austausch und Begegnung – auch für spezifische Zielgruppen wie Jüngere, Ältere, männlich gelesene Personen oder Angehörige von Bi+ Menschen. Darüber hinaus sind Angebote mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten oder inhaltlichen Impulsen gefragt.

4. Identität und Labels

Das Bewusstsein für das eigene Bi+-Sein sowie dessen Anerkennung und Ausleben entwickeln sich bei vielen Menschen oft erst im Laufe des Lebens. Je nach Kontext nutzen Bi+ Personen unterschiedliche Begriffe wie „queer“, „bi“ oder „pan“: Manche wählen oder vermeiden Labels strategisch, um Ablehnung und Stereotype zu umgehen, während andere bewusst den Begriff „bi+“ für sich nutzen, um Anerkennung und Repräsentation zu stärken.

Bi+ Sichtbarkeit stärken – Strukturen und Räume schaffen

Die Befragung verdeutlicht: Die Bi+ Community ist nicht nur die zahlenmäßig größte queere Gruppe in Berlin, sondern zugleich eine sehr vielfältige. Sie bringt spezifische Bedarfe und Herausforderungen mit, die bislang in Politik, Verwaltung und Fachpraxis keine angemessene Beachtung finden. Damit Bi+ Menschen diskriminierungsfrei und selbstbestimmt leben können, braucht es: gezielte politische Maßnahmen, bi+-sensible Angebote in den Bereichen Beratung, Bildung und Gesundheit sowie eine deutliche Ausweitung von Community-spezifischen Räumen und Ressourcen.

 

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