Gruppe von Personen vor vielen großen Kartons, einige tragen Warnwesten, sie halten eine Ukraine-Flagge.

Eine verwaiste Stadt

Liliya Kislitsyna berichtet zur Lage in ihrerer Heimatstadt Kramatorsk und den Einsatz humanitärere Hilfe.

Liliya Kislitsyna aus Kramatorsk leistet seit ihrer eigenen Flucht mit ihrer Frauenorganisation Smarta humanitäre Hilfe für die östlichen Regionen. Sie schildert uns die Lage in ihrer Heimatstadt und berichtet über den Verbleib der Spenden.

Unsere Projektpartnerin Liliya Kislitsyna stammt aus Kramatorsk. Die Großstadt in der Ostukraine war bis zum Krieg der Verwaltungssitz der ukrainisch kontrollierten Teile des Oblast Donezk. Wie viele floh auch Liliya Richtung Westen. Von Lviv aus leistet sie seither mit ihrer Frauenorganisation Smarta humanitäre Hilfe für die östlichen Regionen. Anfang Mai 2022 schilderte sie uns die Lage in ihrer Heimatstadt.

Kramatorsk ist eine schöne, moderne Stadt. Heute aber sind ihre Straßen und Häuser verlassen. Das ist ein schrecklicher Anblick. Am 8. April drängten sich dort rund 4.000 Menschen auf dem Bahnhof, um aus der Stadt zu fliehen. Sie wurden von russischer Seite beschossen. 57 Menschen, darunter Kinder, fanden den Tod. Viele wurden verletzt. Inzwischen ist Kramatorsk fast verwaist, 80 Prozent der Bevölkerung haben die Stadt verlassen. Die verbleibenden Bewohner*innen versuchen mit aller Kraft, die Versorgung und die öffentliche Infrastruktur aufrechtzuerhalten. Die Verwaltung funktioniert, es gibt Wasser, Strom, Gas, Krankenhäuser, Läden sind geöffnet. Dennoch fehlt es an allem, besonders an Lebensmitteln, Medikamenten und anderen medizinischen Hilfsmitteln, Hygieneartikeln.

Breite humanitäre Hilfsfront

Aber es gibt eine große Freiwilligenbewegung von Seiten der Zivilbevölkerung, aus der Ukraine und von außerhalb, die jede Art von humanitärer Hilfe organisiert. Seit Anfang des Krieges gehört auch unsere Organisation Smarta dazu. Aktuell operieren wir von Lviv aus. Wir haben dort den Status als Geflüchtete, aber das hat uns nicht daran gehindert, bislang fast 100 Tonnen Hilfsgüter in die Region Donetsk zu schicken – vor allem Medikamente, Erste-Hilfe-Ausrüstung, Nahrung für Kinder und Erwachsene und Hygieneartikel für Frauen.

Smarta ist eine Frauenrechtsorganisation. Sie koordiniert die Koalition 1325 in der Region Donetsk, in der 45 zivilgesellschaftliche Organisationen zusammenarbeiten. Seit Beginn des Krieges organisiert Smarta regelmäßige Online-Treffen, um die weiteren notwendigen Aktivitäten der Koalition zu diskutieren.

Laut offiziellen Angaben sind derzeit 10 Mio. Geflüchtete in der Ukraine registriert, fast drei Mio. sind ins Ausland gegangen – vor allem Frauen und Kinder.

Veröffentlicht am: | Autorin : Liliya Kislitsyna

Autorin
Liliya Kislitsyna

Liliya Kislitsyna war Abgeordnete des Stadtrats Kramatorsk. Sie leitet die Frauen-NGO Smarta, initiierte das erste Frauenforum in der Ukraine und engagiert sich für die lokale überparteiliche Vernetzung von Politikerinnen. Weiterhin ist sie Mitbegründerin der Koalition 1325 in der Region Donezk, in der 45 Organisationen der Zivilgesellschaft zusammengeschlossen sind.

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