Rassismus ist ein systemisches Problem. Er ist tief verwurzelt: Am Beispiel von Deutschland zeigt sich, dass etwa 22 % der Bevölkerung von Rassismus betroffen sind (Quelle: Rassistische Realitäten (2022): Wie setzt sich Deutschland mit Rassismus auseinander? - Auftaktstudie zum Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitor (NaDiRa) des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung DeZIM e.V).

Was ist Rassismus?

Rassistisches Denken zeigt sich, wenn Menschen andere Menschen aufgrund ihres Aussehens, der Hautfarbe, ihres Namens, ihrer vermeintlichen Kultur oder (zugeschriebenen) Herkunft abwerten. Die Abwertung kann sich durch Gedanken, Worte oder Handlungen ausdrücken. Unbewusst ist das Ziel, die eigene Aufwertung, bzw. die Aufwertung der Gruppe zu der man sich zugehörig fühlt, durch die Abwertung von anderen Menschen, kurz gesagt Diskriminierung: Rassismus schafft Privilegien für weiße Menschen. Achtung: weiß ist hier nicht als Hautfarbe, sondern als politischer Begriff zu verstehen, der diejenigen beschreibt, die keine negativen Effekte von Rassismus erleben müssen. Daher wird weiß kursiv geschrieben.

Rassismus basiert auf der Vorstellung, dass Menschen einer bestimmten race zuzuordnen sind und diese in eine hierarchische Ordnung gebracht werden können. In dieser konstruierten Hierarchie stehen weiße Menschen über Schwarzen Menschen und jeder race werden Merkmale zugeschrieben, die diese Hierarchie untermauern. Weiße Menschen nutzen diese als Legitimation, ihre Macht zu missbrauchen und die Schlechterbehandlung der „Anderen“ zu begründen. So können soziale und ökonomische Unterschiede hergeleitet oder die Exklusion oder sogar Gewalt gegen bestimmte Gruppen(mitglieder) legitimiert werden. Dies ist eine menschengemachte Ideologie, die keinerlei Grundlage hat. Eine biologisch begründete Hierarchie von Menschengruppen ist längst wissenschaftlich widerlegt.
 

Rassismus ist menschengemacht und diente schon im 16. Jahrhundert Europäer*innen, die Versklavung anderer Menschen zu rechtfertigen.

Der englische Begriff race wird im rassismuskritischen Diskurs verwendet, um die von Rassismus geschaffenen sozialen Gruppen zu unterscheiden. Er ist jedoch nicht mit dem deutschen Begriff „Rasse“ übersetzbar. In Deutschland wird der Begriff race verwendet, da im diversitätssensiblen Diskurs Abstand vom Wort „Rasse“ genommen wird, um sich auch von der historischen nationalsozialistischen Vergangenheit dieses Wortes zu distanzieren. Der Begriff „race“ verdeutlicht, dass es sich um eine politische und konstruierte Kategorie handelt und nicht um tatsächlich vorhandene Unterschiede zwischen und Gemeinsamkeiten innerhalb der jeweiligen Gruppen, wie es etwa bei Tieren der Fall ist.

Ähnlich wie beim Sexismus bestehen zwischen der als von Rassismus betroffenen Menschen und der zur vermeintlichen Mehrheitsgesellschaft gehörenden Person Machtgefälle, da Rassismus auf verschiedenen Ebenen existiert und auftreten kann. Er kann in zwischenmenschlichen Beziehungen zutage treten, in Organisationen auftauchen, wenn etwa Personen aufgrund ihres Namens nicht zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen werden, oder auf gesellschaftlicher Ebene.

Rassistische Strukturen und Denkweisen sind tief in unserer Gesellschaft verankert. Dadurch reproduzieren wir unbewusste rassistische Stereotype. Um das zu verhindern, ist es wichtig, sich mit seinen eigenen Denkmustern auseinanderzusetzen.

Rassismus erkennen

Rassismus wirkt oft von außen beobachtend subtile, z. B. wenn Menschen mit einem nicht-deutschen Namen keine Wohnung finden oder in Büchern nicht-weiße Menschen klischeehaft dargestellt werden. Für Personen, die zu rassismusvulnerablen Gruppen zählen, ist dies jedoch ein Muster und eine Erfahrung, die sich in ihrem Leben wiederholt und auch dadurch eine große Wirkung auf ihre Lebensrealität hat.

Warum ist Frage „Woher kommst du?“ rassistisch?

Die Frage unterstellt, dass die Person nicht „von hier“ kommt, basierend auf äußeren Merkmalen. Die Zugehörigkeit wird reduziert auf das Aussehen oder den Namen. Fragen nach Herkunft, Wurzeln oder Heimat sind Beispiele dafür, wie Menschen Rassismus tagtäglich erleben. Was diese Frage vor allem zu einem sensiblen Punkt für Menschen, die Rassismus erleben, macht, ist die Häufigkeit, in der ihnen diese Frage gestellt wird. Und dass ihnen und oft nicht weiß gelesenen Menschen diese Frage gestellt wird und die fragenden Personen sich nicht mit den gegebenen Antworten zufriedengeben.

Auswirkungen von Rassismus

Der Effekt einer solchen Frage, die als Mikroaggression beschrieben wird, ist die Häufigkeit und die fehlende Sensibilität für private Informationen. Es wird dabei das eigene Interesse über das Wohlbefinden der anderen Person gestellt und eine Hierarchie geöffnet, die mit Rassismus begründet werden kann. Diese herausfordernden Fragen und damit einhergehende Situationen sind Alltag für Menschen, die Rassismus erleben. Denn Rassismus ist alltäglich und allgegenwärtig im Leben dieser Menschen.

Mehr als ein Fünftel der Bevölkerung in Deutschland ist von Rassismus betroffen. Rassistische Ausgrenzungserfahrungen wie durch die Frage „Woher kommst du?“ erleben Menschen regelmäßig. Rassismus ist kräftezehrend und immer wiederkehrend. Ebenso sehen sich Menschen immer wieder Stereotypen ausgesetzt. Am Arbeitsplatz erleben sie unsichtbare Barrieren, etwa, dass sie keine Beförderung erhalten trotz guter Leistung, ihre Stimmen werden nicht gleichermaßen gehört und ihnen wird weniger Expertise zugesprochen. Oder sie werden gar nicht erst eingestellt.

Struktureller Rassismus ist fest in Institutionen verankert: Etwa im Gesundheitssystem, wenn etwa Menschen mit einem nicht-deutschen Namen schwerer einen Termin bekommen oder Beschwerden nicht ernst genommen werden und Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe basierend auf rassistischen Annahmen eine geringere Dosis von Medikamenten verabreicht wird. Oder etwa im Bildungswesen, wenn Kindern und Jugendlichen weniger Können und Leistungsfähigkeit zugeschrieben und sie anders bewertet werden als weiße Kinder.

Im schlimmsten Fall werden Menschen bedroht oder erleben Gewalt und Angriffe. Täglich werden in Deutschland mindestens fünf Menschen Opfer einer rechten, rassistischen oder antisemitischen Gewalttat (https://verband-brg.de/). Seit 1990 gab es mindestens 213 Todesopfer durch rassistische und rechtsextreme Gewalt: immer noch gibt es rassistisch motivierte Morde in Deutschland. (https://www.rassismusmonitor.de/fileadmin/user_upload/NaDiRa/CATI_Studie_Rassistische_Realit%C3%A4ten/DeZIM-Rassismusmonitor-Studie_Rassistische-Realit%C3%A4ten_Wie-setzt-sich-Deutschland-mit-Rassismus-auseinander.pdf).

Spezifische Formen von Rassismus:

Anti-Schwarzer Rassismus ist Rassismus gegen Schwarze Menschen. Im Anti-Asiatischen Rassismus werden (vermeintliche) Asiat*innen als ‚anders‘ oder ‚exotisch‘ konstruiert. Mit antimuslimischem Rassismus ist eine spezifische Form der Diskriminierung gemeint, die muslimisch (gelesene) Personen trifft. Anti-Osteuropäischer Rassismus ist einer, der sich gegen Menschen aus dem osteuropäischen Raum richtet und diese abwertet.

Was kann ich gegen Rassismus tun?

Es gibt keinen Rassismus gegen weiße Menschen. Gleichzeitig ist Rassismus tief in unserer Gesellschaft verankert und ein systemisches Problem. Die Mehrheit muss Rassismus aktiv entlernen. Er muss erkannt und bekämpft werden.

Jede*r einzelne von uns ist dafür verantwortlich, auf Rassismus aufmerksam zu machen. Du kannst:

  • Dir deiner eigenen Privilegien und gesellschaftlichen Position bewusst werden
  • Dich selbst hinterfragen „Habe ich selbst schon mal etwas Rassistisches gesagt oder getan?“
  • Dich solidarisch zeigen und Menschen mit Rassismus-Erfahrungen unterstützen, nicht bevormunden!
  • Auf deine Sprache achten und andere aufmerksam machen
  • Strukturen wahrnehmen und Diskriminierung im eigenen Umfeld sehen
  • Rassismus benennen und ihn bekämpfen

Rassismus im Unternehmen

Auch in Unternehmen und Organisationen ist Rassismus strukturell verankert. Für Unternehmen, wissenschaftliche Organisationen und politische Institutionen kann Rassismus sich vielfältig zeigen, beispielsweise in, wenn Bewerber*innen rassifiziert werden, weil ihnen fälschlicherweise aufgrund ihrer Namen, Hautfarbe oder anderer Äußerlichkeiten weniger Kompetenzen zugeschrieben werden oder falsche Annahmen über Sprachkompetenzen bestehen. Rassismus kann sich etwa zwischenmenschlich im Team zeigen, bei Rollen- und Aufgabenverteilungen im Team oder bei Beförderungen. Er ist da und die Frage muss sein: Wie können wir Rassismus im Unternehmen erkennen und verhindern? Wenn Unternehmen sich rassismuskritisch mit ihren Strukturen beschäftigen und diese reflektieren, müssen Maßnahmen für die Mitarbeitenden und Führungskräfte, aber auch strukturelle Veränderungen angestoßen werden, etwa eine Beschwerdestelle, die gesetzlich vorgeschrieben ist und mittels des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes rechtlich bindend für alle Unternehmen ist, bietet eine strukturelle Lösung für ein strukturelles Problem. Dennoch bedarf es darüber hinaus Präventionsmaßnahmen, dass diese Diskriminierungsform verhindert werden kann. Dies kann mittels Schulungen und Trainings von Mitarbeitenden erfolgen. Mithilfe von Trainings werden Mitarbeitende dahin gehend geschult, Rassismus zu erkennen und lernen Möglichkeiten der Prävention und Handlungsmöglichkeiten Rassismus im Arbeitsleben keinen Wirkraum zu geben.

Anti-Rassismustrainings, Workshops oder Seminare bieten Organisationen die Werkzeuge und Kenntnisse, um Rassismus in ihren Arbeitsplätzen und Einflusssphären zu identifizieren und anzugehen.

Zum Weiterlesen:

https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/rassismus/was-ist-rassismus/

https://verband-brg.de/

https://www.charta-der-vielfalt.de/aktivitaeten/toolbox-antirassismus/kompetenz-staerken/dossier-anti-rassismus/fokus-arbeitsplatz/

https://www.rassismusmonitor.de/fileadmin/user_upload/NaDiRa/Rassismus_Symptome/Rassismus_und_seine_Symptome.pdf

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